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3 Eine nicht perfekte Union

in Haus Steiner 02.08.2010 12:33
von Meister01 • Göttlicher Administrator | 232 Beiträge

Die Gründer des Lyranischen Commonwealth hatten es mit der Vision gegründet, durch einen ausgeklügelten Plan für wirtschaftliche Integration und einem kompliziert ausbalanciertem politischen System aus neun Archonten für sich und ihre Bürger eine blühende Zukunft zu sichern. Stattdessen waren die frühen Gründungsjahrzehnte durch wirtschaftliches Chaos und politischer Korruption gekennzeichnet. Die Blaupause für die Zusammenführung der drei Wirtschaftsräume schienen auf dem Papier gut zu funktionierten, erwiesen sich jedoch in der Realität als fatal, was zu wilden Schwankungen in den planetaren Ökonomien führte. Die Archonten waren in einer einzigartigen Position diese Veränderungen für ihren persönlichen Vorteil auszunutzen. Viele von ihnen, insbesondere die die schon an Bestechungen für kleine Gefälligkeiten gewohnt waren, konnten der Versuchung einfach nicht wiederstehen dieses Spiel auch in einer höheren Ebene weiterzuspielen. Während sie kräftig Gewinne einfuhren gehörte der einfache Bürger zu den Leidtragenden. Der Widerwille der Archonten, diesen Status quo zu ändern, verstärkten die wirtschaftlichen Schwierigkeiten des jungen Reiches immer weiter. Robert Marsden, der einzigste der Archonten die nicht in Währungsspekulation, Insiderhandel oder anderen Formen von Korruption verwickelt war, konnte nichts weiter tun als zuzusehen, wie seine Nation sich langsam Richtung Kollaps bewegte. Ohne die Mitarbeit der anderen Archonten war er machtlos und konnte keine Änderungen bewirken.

In den späten 2360ern, während die Lyranische Wirtschaft immer noch zwischen Rezession und Boom taumelte startete das benachbarte Draconis Kombinat ein massives industrielles Aufbauprogramm. Ab 2373 konnte man die Früchte in Form eines langsamen militärischen Aufbaus entlang der Grenze sehen. Als die lyranische Zentralregierung die Steuern erhob um ihr eigenes Militär ebenfalls zu vergrößern brach die politische Hölle los. Demonstranten auf unzähligen Welten zogen auf die Strassen während wilde Streiks und Arbeitsniederlegungen eine neue Runde des wirtschaftlichen Leidens heraufbeschwörten. Einige Aktivisten im Tamarpakt schlugen sogar die Abspaltung des Paktes vom Commonwealth und einen anschließenden Vertrag mit dem Kombinat vor. Das Commonwealth schien zu implodieren, bis Archon Robert Marsden in Aktion trat.

Archon Robert Marsden, Führer des Protektorat Donegal und Unterzeichner der ursprünglichen Commonwealth-Artikel, weigerte sich den Vorsitzenden beim Zusammenbruch der Nation zu sein, bei der er geholfen hatte sie zu gründen. Anfang 2375 wandte er die Ressourcen seines Büros dazu auf, Beweise für die dunklen Machenschaften seiner Mitarchonten zu sammeln. Zwischenzeitlich brach er zu einer ausgedehnten Reise zu Welten des Commonwealth auf. Offiziell war er unterwegs um Fakten für die nächste Runde der Wirtschaftentwicklungstreffen zu sammeln, in Wirklichkeit nutzte er diese reise jedoch um seine politische Unterstützung unter den Anführern der planetaren Regierungen zu festigen. Zusätzlich reaktivierte er alte Kontakte aus seiner Zeit beim Militär von Donegal, durch die nach und nach ein Netzwerk aus loyalen Einheiten innerhalb des Commonwealth-Militärs aufgebaut wurde. Im August 2375 war Marsden dann bereit für seinen nächsten Schritt.

Die neun Archonten trafen sich in diesem Monat – wie gewöhnlich – auf Arcturus. Dieses Treffen erreichte nur wenig, außer dass es für Marsden persönlich seinen Kurs bestätigte. Als die anderen Archonten den Planeten verließen blieb nur Marsden auf dem Planeten zurück. Als sie auf dem Weg zu ihren Heimatwelten waren, und damit weit entfernt von ihren Privatarmeen, sandte Marsden durch das gesamte Commonwealth Details über ihre kriminellen Aktivitäten. Dann enthob er die anderen Archonten formell all ihrer Macht und ernannte sich selbst zum alleinige herrschende Autorität. Er beendete seine außergewöhnliche Ansprache mit dem persönlichen Gelöbnis weder den Tyrann zu spielen, noch die Misswirtschaft und den regelrechten Diebstahl der vergangenen drei Jahrzehnte fortzusetzen. Stattdessen versprach er den Lyranischen Bürgern eine erhebliche lokale Autonomie und Mitspracherecht in ihrer eigenen Regierung, zusätzlich natürlich auch der Wohlstand der ihnen so lange verwehrt wurde. Im Gegenzug für ihre Unterstützung garantierte er ihnen allen ein anständiges Leben und eine bessere Zukunft.

Marsden bekam das Mandat was er wollte, geschürt durch den Aufschrei über den Machtmissbrauch der anderen Archonten. Seine eigener Ruf für höfliche Handlungen verbesserten seine öffentliches Ansehen zusätzlich; es gab nur wenig Widerspruch als Marsden’s Truppen die anderen Archonten festnahmen und sie zu lebenslangen Haftstrafen abführten. Die Gründung der Generalstaaten im Dezember 2375 bestätigte viele Lyraner in der Richtigkeit ihrer Entscheidung, den einzigen verbliebenen Archon zu unterstützen. Diese einem Parlament ähnliche Institution beinhaltete Repräsentanten von mehr als der Hälfte der Planeten des Commonwealth, womit zum ersten Mal die einzelnen Welten ein Mitspracherecht in ihrer eigenen Regierung hatten. Als ersten Akt setzten sie Robert Marsden als Archon Basileus für das gesamte Lyranische Commonwealth ein.

Während der ersten Wochen seiner Herrschaft entwarf Marsden eine neue Verfassung und sandte eine Kopie an jede Welt des Commonwealth weiter. Die „Artikel der Anerkennung“ garantierte scheinbar vollständige Autonomie bezüglich örtlichen Angelegenheiten für die Mitgliedswelten, natürlich unter einer Voraussetzung. Jede Welt musste zustimmen, den militärischen Anfragen nachzukommen die ihnen für die gemeinsame Verteidigung gestellt wurden. Außerdem mussten sie einen Teil ihres Bruttoplanetenprodukts für den Unterhalt einer stehenden Armee aufwenden. Diese Artikel machten den Archon auch zum höchsten Kommandeur des Streitkräfte des Lyranischen Commonwealth und jeder privaten Armee, die innerhalb der Grenzen des Commonwealth existierten. Die meisten hatten mit den ersten Bestimmungen keine Probleme; letztere bereitete jedoch einigen Kopfschmerzen. Zwischen 2376 und Anfang 2378 unterzeichneten alle bis auf 22 Planeten die Artikel. Einige dieser Welten verlangten Unabhängigkeit vom Commonwealth, andere fürchteten die Konzentration von so viel Macht im Amt des Archon. Sie verwiesen auf Marsden’s Kontrolle des Militärs und argumentierten, dass die Generalstaaten keine ausreichende Kontrollinstanz für diese Macht waren, die letztendlich auf einen Militärdiktator hinausliefen.

Die folgenden Taten von Marsden verstärkte sie in dieser Ansicht. Planeten, dessen Regierungen sich ihm wiedersetzten, fanden sich schon bald inmitten einer Blockade durch die Marine des Commonwealth wieder. Im Angesicht eines langsamen Hungertodes lenkten schnell alle bis auf acht abtrünnigen Welten ein. Die verbliebenen Planeten konnten sich selbst versorgen und so die Blockade praktisch unbegrenzt durchhalten. Der Archon gab ihnen allerdings nicht diese Chance. Während dem Rest des Jahres 2378 führten Truppen des Commonwealth Invasionen auf Tamar, Skye und den anderen sechs widerspenstigen Welten eine Invasion durch. Die Kampagnen waren heftig und blutig. Sie vereinigten das Commonwealth zwar endgültig, legte jedoch auch gleichzeitig den Samen für spätere Unabhängigkeitsbewegungen. Der Planet Skye sah einige der verbittersten Kämpfe; weshalb die Einwohner, größtenteils Irischer und Schottischer Abstammung, schworen, die Gewalt niemals zu vergessen, die ihrer Heimatwelt angetan wurde. Ihre Nachfahren haben dieses Gelöbnis führ Jahrhunderte eingehalten, meist mit tragischem Ergebnis.


zuletzt bearbeitet 03.08.2010 11:47 | nach oben springen


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