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4 Anbruch eines Zeitalters

in Haus Steiner 02.08.2010 12:33
von Meister01 • Göttlicher Administrator | 232 Beiträge

Die plötzliche Transfomation der Commonwealthregierung war Grundlage für eine nahezu wundersame Erholung der Wirtschaft, entfacht durch die Bestrebungen des Archons zur Wiederbelebung des lyranischen Handels. Fünfzehn Jahre nach dem Beinahezusammenbruch produzierte das Lyranische Commonwealth wieder Exportwaren für die gesamte Innere Sphäre und hatte zudem lukrative Verträge zur Ausrüstung des Militärs der terranischen Hegemonie gewonnen. Diese Verbindung zur Hegemonie gewährte den lyranischen Streitkräften Zugang zu neuester Waffentechnologie und diese nutzten dies zugleich um ihre zunehmenden Einheiten auszurüsten. Dieser Überfluß beim Militär verdeckte jedoch eine Schwachstelle, die der Nation auch noch in den folgenden Jahrhunderten immer und immer wieder teuer zu stehen kommen würde.

Wie in jedem Staat der Inneren Sphäre gab es auch in den Reihen der hochrangingen Offiziere viele blaublütige Versager, aber das Lyranische Militär litt besonders unter dem Auftreten der sogenannten "Gesellschaftsgeneräle". In den frühen Tagen des Commonwealthes war der Titel eines Generales oft Eigentum von einflußreichen aber nichtadeligen Machtmenschen, reichen Industrialisten, Bänkern und ähnlichem. Nicht lange und diese "Ersatzgeneräle" suchten neben einer militärischen Austattung ihrer Untergebenen auch Kontakt zu auserlesenen Gegenständen. Im Gegenzug nahmen viele der wirklichen Generäle den Geschmack des gehobenen Lebens auf von ihren gesellschaftlichen Gegenstücken. Im letzten Jahrzehnt des 24. Jahrhunderts waren die Fähigkeiten von lyranischen Generälen für Small-Talk und Kartenspiele ebenso wichtig wie seine militärischen. Dieser Hang zu nichtmilitärischen Angelegenheite hatte zu Beginn des Commonwealthes keinen besondere Auswirkungen, da aufgrund der überlegenen Waffen und der reichen Auswahl an Ersatzzielen ihre Feinde sich anderweitig orientierten. In den Jahren um 2390 allerdings nahm die Bewaffnung der gesamten Inneren Sphäre einen Quantensprung nach vorne. Das Zeitalter der Kriege war nah und das Lyranische Commonwealth solte einen hohen Preis für die gesellschaftliche Haltung in seinem Generalsstab zahlen.

Das Zeitalter der Kriege erreichte den lyranischen Raum im Jahr 2407 als das Kombinat die Grenzregion zwischen Tamar und Skye überrannte. Die Vorhut des Kombinates führte anschliesend einen tödlichen Schlag gegen die Streitkräfte der Lyraner aus als es die lyranische Hauptwelt Arcturus angriff. Obwohl besser ausgerüstet als die Angreifer, mangelte es den Lyranern an einem effektiven Schlachtplan. Komandeure, eher im gesellschaftlichen als im militärischen Bereich zuhause, befahlen hoffnunglose Gefechte gegen überlegene Gegner und wilde, selbstmörderische Angriffe für Ruhm und Ehre; oder waren schlichtweg unfähig zu handeln während ihre untergebenen Offiziere versuchten Ordnung in das entstandene Chaos zu bringen. Die Welle wandte sich nicht zugunsten der Verteidiger, bis Archon Alistair Mardsen, selbst ein fähiger Kommandant, die kommandierenden Generäle entließ und selbst die Führung übernahm. Im Spätsommer 2407 führte Archon Alsitair seine Truppen zu einem überwältigendem Sieg auf Morningside.

Einige Einheiten des Kombinates verblieben auf nahegelegenen Welten, immer in Angriffsdistanz zur Zentralwelt. Mit der Zustimmung des lokalen Generals verlegte der Archon die Regierung auf seine eigene Heimatwelt, das eisige Tharkad. Kurz nach dieser Verlegung, in den ersten Wochen des Jahres 2408, griffen lyranische Truppen die Kombinatswelt Wega an und vernichteten eine zweite Invasionstruppe, die dort versammelt worden war. Dieser Sieg wurde jedoch bald überschattet vom Verlust des Archons, welcher auf der Wüstenwelt Menkent bei einem Frontalangriff auf eingegrabene Kombinatstruppen fiel. Mit dem Tod des lyranischen Feldherren und den Kombinatstruppen am Boden kam die Krise von 2407-2408 zu einem plötzlichen Ende. Aber der Frieden sollte sich als flüchtig erweisen.

In den folgenden 35 Jahren kam es immer wieder zu Scharmützeln mit dem Draconis Kombinat, dessen Streitkräfte immer wieder in die Grenzen des Lyranischen Commonwealthes eindrangen. Da die lyranischen Streitkräfte immernoch von zu vielen inkompetenten Komandeuren geleitet wurden erwiesen sie sich als nicht fähig, den Invasoren Einhalt zu gebieten. Bis 2445 hatte das Kombinat ein Fünftel des ursprünglichen Tamar Paktes absorbiert. Zudem verlor das Lyranische Commonwealth noch zusätzlich Welten an einen neuen Feind, die Liga Freier Welten. Um dieses langsame Ausbluten ihres Teritoriums aufzuhalten benötigte das Commonwealth ein Wunder.

Im Jahr 2455 kam endlich eines. Etwa zwanzig Jahre zuvor hatte die Terranische Hegemonie mit der Entwicklung des ersten Battlemechs begonnen, einer Waffe die das Gesicht des Kreiges für immer verändern sollte. Bereits vor dem ersten Auftreten eines Battlemechs im Jahre 2439 hatten lyranische Händler, welche Lieferverträge mit der Hegemonie besaßen, ein neues Geheimprojekt vermutet. Als gute lyranische Patrioten meldeten sie diese Entdeckung der damaligen Archon Katherine Steiner. Die erste Steiner Archon bauftragte den lyranischen Geheimdienst, die wahrscheinlichste Stelle für eine solche Entwicklung zu infiltrieren: Hesperus II. Jedoch hatte der Geheimdienst nur beschränkten Erfolg. Erst unter der Regierung von Katherines Sohn, Alistair, gelang es dem Commonwealth endgültig in den Besitz dieser tödlichsten Waffe im menschlichen Waffenarsenal zu gelangen.

Vor seiner Ernennung zum Archon war Alistair Mardsen-Steiner Kommandeur einer Elitekommandoeinheit. 2455, während die Liga Freier Welten und das Kombinat mit ihren Geländegewinnen fortfuhren, sammelte Alistair ein Top Team von Spezialisten und entsendete sie nach Hespersus II. Unter Benutzung des Tricks eines trojanischen Pferdes drangen die Einheiten in die Fabrik ein und kopierte praktisch alles was zu einer Herstellung eines funktionsfähigen BattleMech benötigt wurde. Vier Jahre später erfolgte der erste Beweis dieses Erfolges bei der brutalen Schlacht um die Welt Loric. Die angreifenden Truppen der Liga zerschellten an den gewaltigen lyranischen Maschinen, dabei wurde unter Anderem der Generalhauptmann der Liga zerstampft. Die lyranischen Truppen hatte ihren ersten Sieg seit langer Zeit, erzielt nicht durch militärisches Können, sondern durch technologischen Vorsprung.

Dieser Vorteil dauerte allerdings nur drei Jahre an, da zu diesem Zeitpunkt alle verbliebenen Reiche der Inneren Sphäre ihre eigenen BattleMechs besaßen. Die dem Handel zugeneigten Steiner schafften es, einen hohen Profit zu erzielen als sie die gestohlene Daten für eine gewaltige Summe an Prinz Simon Davion im Jahre 2457 verkauften.

In einer Ironie der Geschichte wurde in Zeiten des Krieges eine Frau Archon, die sich ihr Leben lang für eine Vision eines friedlichen Commonwealthes einsetzte und den Grundstein für eine Dynastie legte. Katherine Steiner, Witwe von Archon Alistair Marsden, bestieg den lyranischen Thron im Jahre 2408, einige Monate nach dem Tod ihres Gatten in der Schlacht. Sie erbte ein Reich das zerissen war von Spannungen zwischen den drei Teilstaaten und unter den zahllosen Niederlagen seiner Streitkräfte litt. Im Tamarpakt waren die Stimmen einer Trennung nie verstummt seit dem Coup von Robert Mardsen. Die schleichenden Verluste an das Kombinat verstärkten diese Spannungen, ausgenutzt durch die Führer des Paktes zum persönlichen Machtgewinn. Skye war ebenfalls potentiell einer Rebellion zugeneigt, immer noch wütend über die Angriffe dreißig Jahre zuvor. Obwohl keine der Regionen unter dem Druck des weiterhin angreifenden Draconis Kombinates und der Liga Freier Welten wirklich für eine Abspaltung vorbereitet war konnten doch regionale Führer diese Neigungen dazu verwenden um bei der Zentralregierung größeren Einfluß zu gewinnen. Katherine Steiner spielte diese potentiellen Rivalen gegenseitig aus indem sie ihnen einflußreiche Positionen und einen gewichtigeres Wort in politischen Fragen anbot. Die Herzöge von Tamar und Skye waren unter den Mitgliedern von Katherines Rat des Commonwealthes, einer Vereinigung von acht Beratern denen der neue Archon versprach, ihr Vertrauen zu schenken.

Nachdem sie zeitweise über diese beiden Rivalen die Oberhand gewonnen hatte, begann sie mit geschickten emotionalen Manipulationen, was sich seitdem zu einem Markenzeichen der politisch begüterten Steiners wurde. Während der Sitzung der Generalsstaaten, in der Katherine Steiner als Archon bestätigt wurde, kündigte sie an viele der vorhandenen Handelshemmnisse zwischen Skye, Tamar und Donegal entweder zu vereinfachen oder ganz abzuschaffen, die bis dahin das regionale Wachstum beschränkten. Zu diesem Zeitpunkt brachte eine Krankenschwester Katherines kleinen Sohn in den Saal. Der Junge trug die Uniform eines Soldaten, eine winzige Nachbildung der Uniform, die sein toter Vater getragen hatte. Katherine wog den jungen Alistair in ihren Armen und sprach, während sie sich durch den Raum bewegte, von dem Commonwealth, welches sie helfen wollte aufzubauen - eine starke Nation des Friedens mit sich selbst und seinen Nachbarn, "wo mein Sohn Soldat spielen kann, aber nicht heranwachsen muss um einer zu sein."

Das Bild einer auffallend attraktiven Witwe die ihr Kind hält und vom Frieden spricht - dieses Bild verbreitete sich rasch per Videoaufzeichnung im gesamten Lyranischen Commonwealth - half Katherine Steiner deutlich dabei, die Loyalität ihrer Bürger zu gewinnen. Massive Regierungsprogramme zum Wiederaufbau der vom Krieg gezeichneten Welten verwandelten diese Loyalität in eine profunde persönliche Hingabe, die während ihrer 37-jährigen Herrschaft ständig wuchs. Koloniale Expansion, angeführt von der Erschaffung des Commonwealth Aufklärungscorps im Jahr 2413, bereicherte das Reich weiterhin mit genüge und diente als Sicherheitsventil für die überbevölkerten Welten des Commonwealth. Als Katherine Steiner 2445 abdankte, ließ sie ein reicheres und vereinigteres Commonwealth zurück. Auch wenn es weiterhin Übergriffe des Draconis Kombinats und der Liga Freier Welten auf das Commonwealth gab, begegneten die Bürger diesen militärischen Rückschlägen mit einem größeren sinn für Hoffnung und Nationalstolz.

Der Glaube, dass sich die Karten wenden werden, sollten sich schon vierzehn Jahre später bewahrheiten, als die LCS die erste Armee außerhalb der Terranischen Hegemonie wurde, die BattleMechs ind Feld führte. Der exklusive Besitz dieser riesigen Kriegsmaschinen ermöglichte es dem Militär, die Invasoren von den meisten besetzten Welten während der 2460er zu vertreiben. Die Vorkriegsgrenzen größtenteils wiederhergestellt, die Besitztümer durch Kolonisation stark vergrößert und die Bürger durch heftigen inneren Handel bereichert, erschien das Lyranische Commonwealth des Jahres 2468 dem aus Katherine Steiners Visionen zu entsprechen. Diese Vision einer blühenden Nation, die ihre Stärke aus friedvollem Handel anstatt Krieg bezieht, sollte die folgenden Jahrhunderte voller Konflikte und Intrigen überdauern.

Unglücklicherweise erwies sich dieser neu gefundene Frieden des Commonwealth als genauso anfällig gegenüber katastrophalen Ereignissen wie alle menschlichen Errungenschaften. Im Jahr 2468 wurde Archon Alistair Steiner durch Handlanger eines verärgerten Adligen des Tamarpaktes in einem ultimativ fehlgeschlagenen Versuch ermordet, einen prominenten tamaresischen Herzog zu ruinieren. Drei Jahre später tötete ein schweres Erdbeben neben der Frau von Archon Michael Steiner auch 67 Mitglieder der Generalstaaten. Der von Kummer erfüllte Michael dankte zugunsten seines Bruders Steven ab und begab sich zurück in den aktiven Militärdienst. Nur wenige Monate später fiel er im Kampf bei einer Draconischen Invasion auf dem Planeten Nox. Wäre Steven ein weniger beeinflussbarer Herrscher gewesen, hätte er wahrscheinlich die Stabilität der Nation, die so dringend benötigt wurde, wiederherstellen können. Stattdessen verstärkte dieser willensschwache Herrscher, der über zweieinhalb Jahrzehnte regierte, nur die internen Intrigen. Regionale Machtspiele, die mit dem Beginn der Herrschaft von Katherine Steiner eigentlich ein Ende gefunden hatten, flammten erneut auf um das Vakuum von Stevens untauglichen Herrschaft zu füllen. Zusätzlich flammten auch verstärkt Separatistenbewegungen auf, die das Commonwealth schon bald in einen Bürgerkrieg stürzen sollten.


zuletzt bearbeitet 03.08.2010 11:59 | nach oben springen


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